Restauration Schrank

Auf eBay habe ich diesen antiken Schrank günstig erstanden, mit der Absicht ihn zu restaurieren. Hierbei sind sowohl konstruktive als auch einige Furnierarbeiten notwendig.

Zustand

Der Zustand hat sich leider deutlich schlechter herausgestellt, als auf den Bildern des Schrankes zu erkennen war. Viele Teile des Schrankes sind nicht original und konstruktiv schlecht ausgeführt. Über den beiden Türen ist ein Auszug angebracht, welcher nicht original ist und teilweise nur stumpf auf den Schrank genagelt ist. An vielen Stellen sind außerdem schon weitere Arbeiten durchgeführt worden, welche teilweise wieder rückgängig gemacht werden.
Die Oberfläche ist stark vergilbt und an einigen Stellen fleckig. Da die Oberfläche sich mit Ethanol anlösen lässt, handelt es sich vermutlich um eine Oberfläche auf Schellack Basis.

Die Scharniere und Beschläge am Schrank sind ebenfalls nicht original, in den Türen sind Löcher der originalen Beschläge zu sehen. Die zeitliche Einordnung ist somit schwierig, Furnierstärke und unzählige Ausbesserungsarbeiten stehen im Gegensatz zu den gesägten und nicht gestemmten Zapfenlöchern der Türen.

Auseinanderbau

Um gut an allen Bauteilen arbeiten zu können, werden zuerst die Rückwand und die Türen des Schrankes abgenommen. Die Türbänder sind geschraubt und lassen sich so leicht entfernen. Die schwarze Oberplatte ist stumpf auf die Seitenteile aufgenagelt und anschließend gekittet, weshalb sich diese nur mit etwas Gewalt entfernen lässt. Ebenso sind beide Seitenteile nach oben verlängert worden, um die Schublade einbauen zu können, welches ebenfalls wieder entfernt wird.

Konstruktive Arbeiten

Da durch das Entfernen des Schubaldenaufbaus die Stabilität des Schrankes nicht mehr gegeben ist, werden zwei neue Bretter eingebaut. Diese dienen neben der Stabilität auch als Anschlag für die Türen, als Anschlag für die Rückwand sowie zur Befestigung der Platte.

Hierfür werden an zwei Bretter jeweils zwei Schwalben angearbeitet und die Schwalben auf die Seitenteile übertragen. Damit die Schwalben nicht von außen sichtbar sind, wird eine halb-verdeckte Verbindung gewählt. Die Schwalben werden mit einem Anreißmesser auf blaues Kreppband übertragen, was anschließend entfernt wird. Somit ist der Anriss deutlich zu erkennen. Es wird zuerst eingesägt, dann mit einem Forstnerbohrer das meiste Material entfernt und anschließend von Hand nachgestemmt bis die Schwalben passen.

Die beiden Fichtenbretter werden mit Fischleim und ausreichend Schraubzwingen eingeleimt.

Neues Schloss

Da das angebrachte Schloss nicht zum Alter des Schrankes passt, wird ein neues Schloss eingebaut. Hierzu muss jedoch erst das Blindholz der Türe repariert werden. Nach Entfernen des angebrachten Schlosses, wird deutlich, dass hier schon mehrere Einsetzarbeiten getätigt wurden.

Die Stelle wird großzügig markiert, ausgestemmt, mit 3 Einzelteilen verleimt und anschließend bündig gehobelt. Da das Dornmaß des neuen Schlosses nicht genau passt, wird ein kleiner Falz angearbeitet, sodass das Schlüsselloch mittig im Furnierbild der Türe liegt.

Beschläge

Die Beschläge und Griffe werden mit Stahlwolle und Alkohol gereinigt. Um Korrosion vorzubeugen, werden alle Metalloberflächen mit Kamelienöl eingerieben. Für das neue (alte) Schloss ist ebenso ein Schlüssel notwendig. Hierzu wird ein Rohling mit passender Bohrung ausgewählt und der Schlüsselbart mit Schlüsselfeilen passend gefeilt.

Furnierarbeiten

An der furnierten Vorderseite wird der alte Schellack möglichst schonend mit Alkohol und Stahlwolle abgenommen. Bei den profilierten Leisten, ist ein mehrmaliges Reinigen notwendig, um die Schicht komplett zu entfernen. An einigen Stellen sind kleinere Furnierarbeiten und Ergänzungen notwendig, welche anschließend passend mit Wasserbeize eingefärbt werden.

Statt dem ursprünglichen Schellack, wird der Schrank mit einer Leinöl-Bienenwachs-Mischung behandelt, welche genug Oberflächenschutz für den Schrank bildet. Die Quetschfüße und die Oberplatte werden zuvor mit schwarzer Wasserbeize ebonisiert.