Auf EbayKleinanzeigen bin ich auf diesen Barock Halbschrank aufmerksam geworden. Der Ausgangszustand ist nicht der Beste, aber der Preis war mit 50 € auch nicht besonders hoch. Die Restauration des Halbschrankes hat circa 50 Arbeitsstunden gedauert.
Bestandsaufnahme
Der Halbschrank besteht aus Nadelholz und ist lediglich auf der Vorderseite mit dickem Nußbaum-Sägefurnier belegt. Links, rechts und in der Mitte des Schrankes sind Fichten Halbsäulen angebracht die oben von sehr einfachen Kapitellen abgeschlossen sind (die mittlere Säule ist schon abgefallen, war allerdings dabei). Die Türen sind in Brettbauweise gefertigt und werden jeweils von zwei Gratleisten plan gehalten. Aufgrund der typisch Barocken Elemente und der Konstruktion des Halbschrankes, lässt sich der Schrank auf das 18 Jahrhundert datieren. Auch die Beschläge und das Schloss mit Schlüssel sind original und passen zu diesem Zeitraum.
Der Zustand des Halbschrankes ist leider nicht besonders gut: Die furnierte Oberfläche hat alte weiße Farbrückstände, der gesamte Schrank ist wurmstichig und es fehlen einige Profilleisten und Furnierstücke. Nichts jedoch, was sich nicht wieder restaurieren lässt.
Demontage
Um den Schrank besser bearbeiten zu können, werden beide Türen des Schrankes abgenommen, was sich als gar nicht so einfach herausstellt. Die Türbänder sind mit handgeschmiedeten Nädeln befestigt, welche teilweise durch das Furnier und dann umgeschlagen wurden. Deswegen entferne ich die Türbänder nur am Korpus und die Bänder an den Türen bleiben befestigt.
Die beiden vorderen Seitenteile sind ebenfalls aus dem Leim gegangen und werden deswegen ohne Schade anzurichten ebenfall entfernt. Sogar die Holzdübel lassen sich intakt aus dem Korpus ziehen.
Jetzt ist auch zu erkennen, dass in dem Halbschrank ursprünglich ein weiteres Regalbrett in einer Gratnut befestigt war.
Furnierarbeiten
An den abgenommenen Türen und der Vorderseite sind unzählige Arbeiten am Furnier notwendig. Teilweise muss auch erst Blindholz ergänzt werden, bevor neues Furnier aufgeleimt werden kann.
Um neues Furnier einleimen zu können, wird an das bestehende Furnier mit einer Furniersäge und Stechbeiteln an eine gerade Kante angearbeitet.
Neues Furnier wird in passender Stärke aus Nussbaumholz gesägt und mit Fischleim eingeleimt, sodass ein späteres Entfernen weiterhin möglich ist. Um das restliche Furnier nicht zu beschädigen, wird mit vielen Zulagen gearbeitet.
An vielen Stellen lockeres Furnier wird mit mit Wasser verdünntem Fischleim und einer Spritzen und Kannüle unterspritzt und dann ebenfalls mit Zwingen fixiert.
Nachdem alle Furnierteile wieder verleimt sind, wird die Oberfläche von Hand gereinigt und wenn notwendig leicht geschliffen um die Farbreste zu entfernen. Die weiße Farbreste waren scheinbar Dispersionsfarbe, welche sich gut entfernen lässt.
Korpus
Bevor die furnierten Vorderteile wieder an den Korpus geleimt werden können, muss dieser gereinigt werden. Dafür wird heißes Wasser, Neutralseife und eine Bürste verwendet.
Da auf der Oberseite des Korpus das Nadelholz sehr wurmstichig und porös ist, wird es an einigen Stellen stabilisiert. Dazu wird Fischleim und heißes Wasser gemischt, sodass die Viskosität mit einem Pinsel streichbar ist. Die porösen Stellen werden mehrmals eingepinsel, bis alles wieder stabil genug ist. Die Oberfläche wird anschließend leicht von Hand geschliffen.
Der gereinigte und stabiliserte Korpus wird anschließend wieder mit den Vorderteilen verleimt. Die Holzdübel dienen dabei als gute Orientierung, sodass alle teile wieder am genau selben Platz sitzen.
Zusammenbau
Um eine möglichst einheitliches Bild zu bekommen, werden die eingesetzen Furnierstücke mit Nußbaum-Wasserbeize passend eingefärbt und kleinere Fehlstellen mit Schellackkit gekittet. Die Beschläge werden ebenfalls gereinigt und mit Kamelienöl eingerieben um ein Oxidieren vorzubeugen.
Die fehlenden Profilleisten werden aus Fichte ergänzt und mit Holznägeln befestigt.
Zur Oberflächenbehandlung wird der Schrank mit einer Bienenwachs-Leinöl Mischung gewachst und an seinem Aufstellungsort plaziert.